Christoph Holthof, Medienpädagoge

  Christoph Holthof  

« Die Idee, Lebensgeschichte auf CD aufzunehmen, entstand, als mein Großvater bei einem Verkehrsunfall tödlich verunglückte. Ich war damals 28 Jahre alt und hatte gerade selbst eine Familie gegründet. Neben dem Gefühl, einen nahen und wichtigen Menschen verloren zu haben, hatte ich den Eindruck, ein Stück meiner eigenen Geschichte verloren zu haben. Warum habe ich nie aufgeschrieben, was mein Großvater alles erzählt hat, vom Leben früher, von seinen schlimmen Erlebnissen im Krieg, von der Familie. Ich erinnere mich nur noch skizzenhaft an die Geschichten. Daten und Fakten sind verschwommen.

Doch was ist, wenn meine Kinder mich später nach der eigenen Familiengeschichte fragen: „Wer waren eigentlich deine Großeltern? Woher kommen sie? Wie haben sie sich kennen gelernt?“ Ich beschloss, genau diese Fragen meiner Großmutter zu stellen und sie beim Erzählen aufzunehmen. Das Ergebnis ist verblüffend: das Erzählen setzte Erinnerungen frei, die nur noch im Verborgenen schlummerten. Und wenn ich heute die Aufnahmen anhöre, bekomme ich immer noch Gänsehaut. Die so vertraute Stimme der Großmutter vermittelt beim Zuhören eine unbeschreibliche Nähe und ich freue mich schon darauf, wenn meine eigenen Kinder alt genug sind, sich zusammen mit mir die CD anzuhören. »

Daniel Reich, Theologe und Philosoph

  Daniel Reich  

« Ich habe mich in meinem Theologie- und Philosophiestudium immer wieder mit Erzähltheorien beschäftigt. Da ging es vor allem darum, wie Erzählungen helfen können, Identität zu stiften. Die Erfahrungen, die wir über ein Leben hin machen, sind ungemein verschieden – und die Lebensphasen und die Rollen, die wir darin einnehmen, sind es ja auch. Erstaunlicherweise steht man ein wenig anders im Leben, wenn man sich erzählt hat: gefestigter, versöhnlicher, freudiger. Brüche, Veränderungen, Schicksalsschläge, Glück, Schuld und Leid sind in einen erzählerischen Zusammenhang gebracht. Und da sind sie ganz gut aufgehoben. Und dann geht man nach vorn. Schritt für Schritt.

Und jetzt, da wir Lebensgeschichten von ganz unterschiedlichen Menschen aufnehmen, ist es eine beglückende Erfahrung, wie die Augen beim Erzählen zu glänzen beginnen und wie feierlich sich die meisten danach fühlen. „Ja, mein Leben war satt und ist es noch“, ist in den Augen zu lesen und: „ich freue mich auf das, was kommt.“ »